Inklusion ist die selbstverständliche und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung, von alten und jungen Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund in allen gesellschaftlichen Bereichen. In einem inklusiven Sozialraum wird niemand ausgeschlossen.
Vor drei Jahren ist die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) in Deutschland in Kraft getreten. Ziel des Übereinkommens ist, die Chancengleichheit behinderter Menschen zu fördern und ihre Diskriminierung in der Gesellschaft zu unterbinden, stattdessen Teilhabe an allen gesellschaftlichen Prozessen zu garantieren. Dieses Menschenrecht in den Alltag umzusetzen ist nun die (Mammut)Aufgabe der UN-Mitgliedsstaaten.
Schrumpfende Bevölkerung – wachsende Teilhabemöglichkeiten?
Die Bevölkerung schrumpft und altert, gerade auch in Brandenburg. Gleichzeitig muss der Rechtsanspruch auf gesellschaftliche Teilhabe umgesetzt werden. Dies klingt zunächst wie ein Widerspruch oder zumindest eine Erschwernis. Die soziale Infrastruktur steht damit vor der Herausforderung, neue Formen gesellschaftlicher Teilhabeprozesse zu finden, die auch geänderten Rahmenbedingungen gerecht werden. Ulrike Busch, Professorin an der Hochschule Merseburg, zeigte in Ihrem Vortrag kritische Entwicklungen, aber auch Chancen für die kommenden Jahrzehnte auf. Sie bezog sich dabei im Besonderen auf die Schwangerenberatung im Flächenland Brandenburg.
Inklusion als Rechtsanspruch
Als Landesbehindertenbeauftragter beschäftigt sich Jürgen Dusel tagtäglich mit der Inklusion. Mit Hilfe seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für das Land Brandenburg nun ein Maßnahmenpaket geschnürt worden, um die Inklusion voran zu bringen. Brandenburg ist damit das zweite Bundesland überhaupt, das sich so konsequent mit den Umsetzungen der BRK auseinandersetzt. Die Frage hinter den Bemühungen lautet dabei: wie kann Brandenburg eine Region werden, in der alle Menschen, mit oder ohne Behinderung, unterschiedlichen Alters, Geschlechts oder ethnischen Hintergrunds, als
Gäste, Kunden und Bürger willkommen sind und selbstverständlich ohne Barrieren am gesellschaftlichen Leben teilhaben können? In seinem Vortrag betonte er dabei mehrmals, dass es sich bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nicht etwa um Verbesserungen auf freiwilliger Basis handele. Alle Menschen hätten vielmehr seit 2009 einen Rechtsanspruch auf gleichberechtigte und ungehinderte Teilhabe. Angebotsstrukturen in einem inklusiven Sozialraum erforderten einen differenzierten Blick, der nicht nur Behinderung, sondern auch andere Formen der Ausgrenzung und Benachteiligung berücksichtigt, wie z. B. Alter, Armut, Geschlecht, Herkunft und darauf entsprechend reagiert.
100- Meter-Lauf mit Hürden
Die anschließende Podiumsdiskussion gab Gelegenheit, das Thema Inklusion
kontrovers zu diskutieren. Denn Kritik gibt es, seitdem über die Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention gesprochen wird. Für die einen Kritiker ist das Geld nicht da, um die nötigen strukturellen Aufgaben zu stemmen. Für Andere ist Inklusion ein reines Sparpaket. Individuelle und spezialisierte Angebote für Menschen mit ihren je eigenen Bedürfnissen aufgrund der Art der Behinderung würden nun abgebaut und Gleichmacherei betrieben.
Die Diskussionsrunde tauschte sich über die nächsten Schritte, die aktuelle Situation im Land und die Dauer der Umsetzung aus. Übereinstimmung wurde darüber erzielt, dass verglichen mit einem Hundertmeterlauf gerade einmal ein paar Meter zurückgelegt worden sind. Ein Teilnehmer ergänzte: „…und Hürden sind auch noch einige zu überwinden.“
Das Thema Inklusion wird für die Wohlfahrtsverbände auch in den kommenden Jahren ein aktuelles und wichtiges Thema bleiben.
Neben der Inklusion wurden aus aktuellem Anlass zwei weitere Themen in das Programm genommen. Ein Vertreter des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport berichtete über den Stand der Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes auf Landesebene. Der Sprecher der Landesarmutskonferenz Brandenburg hielt einen Kurzvortrag zum Thema Kinderarmut und das Netzwerk Gesunde Kinder in Teltow-Fläming stellte seine Arbeit vor.